«Alles, was Sie hier sehen, verdanke ich Spaghetti», sagte einst Sofia Loren, die Miss Eleganza und sinnliche Botschafterin der italienischen Kultur, des italienischen Lebensgefühls und der Menschen. Pasta also, basta! In der Nudel liegt das Geheimnis. Ein Geheimnis notabene, welches man in der Commihalle beim Zürcher Central in bester Gesellschaft und im Rhythmus erlesener Jazz- und Bluesklänge zelebriert.
Sofia «Diva» Loren verkörpert den üppigen, sinnlichen Genuss ganzer Jahrzehnte. Kein Wunder also, dass die Betreiber des Musikrestaurants an der Stampfenbachstrasse der personifizierten Verführung einen Ehrenplatz zugewiesen haben: Die junge Loren lächelt in schönstem Schwarzweiss von der vielbespielten Bühne im hinteren Saal. Links und rechts der Fotografie verschwindet die Welt im Dunkel kompromisslos gestrichener Wände – aber vor diesen Mauern liegt «The Sunny Side», swingen seit eh und je Lokalmatadoren und schweizerische Jazzformationen gegen das Geklapper von Besteck und Tellern an.
Als die experimentelle Paarung von Essen und Konzert vor rund 35 Jahren seinen Anfang nahm, weigerten sich die Musiker teils, mit den italienischen Spezialitäten und der hausgemachten Pasta um die Aufmerksamkeit des Publikums zu konkurrieren. Heute triumphiert die gewagte Marriage in einem neuen, versöhnlichen, verwöhnenden Ganzen. Und während die Gäste an den weiss gedeckten Tischen mal laut, mal leise plaudern, mal plötzlich schweigen, singt sich die Jazzsängerin unbeirrt mit tiefrauem Stimmklang von Song zu Song – begleitet vom Kontrabass, der Trompete, dem Schlagzeug. Das alles führt die Menschen fort aus Zürich und – entgegen unserem Zeitstrom – zurück ans Mississippi-Delta vergangener Tage: Irgendwann sitzt man gedanklich auf einem gusseisernen Balkon im alten New Orleans und lässt zu, was hier und heute viel zu selten passiert: Die verhärteten Züge werden weich, ein Lächeln zeichnet sich ins entspannte Gesicht. «Jazz washes away the dust of everyday life», erklärte einst Musiker Art Blakey das Phänomen des wundersamen Gemütswandels, von dem man in der Commihalle mit gewölbtem Bauch und gelockerter Zunge Zeuge wird.
Zufriedenheit. Ganz einfach. Was unter dem städtischen Alltagsstaub verborgen liegt, verleiht einem jeden «Jazz con pasta»-Abend seinen ureigenen Glanz. Aber auch dann, wenn einzig Bella Sofia von der Bühne blickt und gerade niemand singt und niemand spielt, spricht vieles für einen Besuch der Bar und des Restaurants: das sympathische Stammpublikum, das Buffet als Treffpunkt, das Mousse al toblerone, ein Glas vom I Filari, die hausgemachten Teigwaren, die im Untergeschoss gezaubert werden, und, natürlich, die Lage.
Denn was liegt uns näher als das, was so nahe liegt? Eben.
(Text: Andrea Keller)
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