
Ohne Vorsätze ins neue Jahr starten kann sehr befreiend sein. (Bild: Jone/Flickr)
Es ist ein Trauerspiel: Jahr für Jahr fiebern wir auf den Jahreswechsel, und nehmen uns weinselig und pünktlich auf den zwölften Glockenschlag vor, alles anders und besser zu machen. Und zwar sofort, nämlich ab einer Minute nach zwölf.
Wer kennt es nicht, das Spiel mit den Neujahrsvorsätzen und der anschliessenden Selbstwertkrise, wenn man nach nur ein paar Tagen schon wieder in alte Muster verfällt. Dabei vermiesen wir es uns ja selbst: Wir setzen die Ziele so hoch, dass ein Scheitern programmiert ist. Und das oft im wahrsten Sinne des Wortes: Meist sind es Gewohnheiten, die wir ändern möchten. Und diese haben es in sich, man hat sich nämlich – darum heissen sie ja auch so – an sie gewöhnt. Für unser Gehirn bedeutet das: Wir haben einen breit ausgetretenen, neuronalen Pfad, eine Programmierung. Gewohnheiten laufen in der Regel ziemlich autonom und unbewusst ab, unser Gehirn ist ein Energieoptimierer. Kein Wunder, dass wir lieber bewährte Wege gehen als Neuland zu roden, neuronal gesehen. Und weil das Bauen neuer Wege anstrengend ist, ist die Verlockung der Autobahn schnell ziemlich gross. Wums – sind wir wieder im Trott.
Wir fühlen uns schlecht und baden in Selbstvorwürfen. Und zwar jedes Jahr aufs Neue. Sparen wir uns doch dieses Jahr die guten Vorsätze, päppeln unseren Selbstwert auf und schalten einen Gang runter. Anstelle von zielgenauen Vorhaben können wir uns einfach damit befassen, was denn unsere Wünsche sind. Das ist weitaus befreiender und motivierender, stärkt das Selbstbewusstsein und macht zufriedener. Nehmen Sie sich vor, dieses Jahr mit den Wünschen zu starten und sich für die konkreten Vorhaben etwas Zeit zu lassen, das neue Jahr hat 365 Tage. Und sollten Sie doch in die Falle tapsen: Nehmen Sie es mit Humor, wenn es nicht gleich klappt.
Vielleicht braucht Ihre Gewohnheit auch einfach eine positivere Bezeichnung. Sie haben sich vorgenommen, mehr Früchte zu essen. Heute Abend gibt’s Fruchtsalat. Hauptsächlich aus Trauben. Eigentlich nur aus Trauben. Also eigentlich aus fermentierten Trauben. Die trinken Sie aus einem schönen Glas und machen sich daran, sich zu überlegen, was Sie sich denn so wünschen fürs neue Jahr.
Der Beitrag Der perfekte Vorsatz fürs neue Jahr erschien zuerst auf Weinblog.