
Cin cin! Das Anstossen gehört bei festlichen Anlässen dazu. (Bild: Flavia Vergani)
Selten im Jahr ist die Dichte an Festen, Apéros und Einladungen höher als in der Advents- und Weihnachtszeit. Damit einher geht natürlich auch das gegenseitige Zuprosten. Und damit verbunden ist wiederum auch manchmal die Frage nach dem richtigen Verhalten. Bei grösseren Empfängen und in Kreisen, wo man die Teilnehmer nicht so gut kennt, darf man durchaus nur das Glas heben und sich symbolisch-angedeutet zuprosten. In familiärem oder vertrauterem Rahmen ist es noch immer gang und gäbe, dass man die Gläser klingend aneinander tippt.
Was heute als Nettigkeit und sehr adrett über die Bühne geht, hatte in früheren Zeiten einen handfesten Hintergrund. Im Mittelalter waren die Gastgeber diesbezüglich keineswegs zimperlich, sie depperten die Becher heftig aneinander mit dem Ziel, dass sich die beiden Inhalte der Getränke verschwappten. Nicht selten wurden nämlich mittels Gift im Getränk Feinde aus dem Weg geräumt. Durch das Überschwappen konnte man dem Gegenüber signalisieren, dass man sich gegenseitig trauen konnte, die Getränke waren ja vermischt. Das Vermischen lassen wir heute sein, das Anstossen ist aber noch immer Brauch.
Genauso alt wie das Anstossen sind Trinksprüche, meistens auf das Wohlergehen oder die Gesundheit des Gastgeber oder Ehrengastes gerichtet. Heute erlebt man das oft noch bei Geburtstagen oder Hochzeiten. Bei gewöhnlicheren Anlässen beschränkt man sich aufs Zuprosten. Auch das stammt von altersher, das Wort Prosit ist vom Lateinischen «prodesse» hergeleitet, was soviel bedeutet wie «zuträglich sein». Das deutsche «zum Wohl» ist also ganz in diesem Sinne, man wünscht sich gegenseitig Wohlergehen und Gesundheit. Und das macht man auf der ganzen Welt.
Egal ob Skål in Skandinavien, Slainte Mhath in Schottland, Chukbae in Korea, Cheers in England, Tim-tim in Brasilien oder natürlich Salute in bella Italia: Möge es Ihnen wohl gehen bei all diesen Festlichkeiten.
Der Beitrag Das Ritual des Zuprostens erschien zuerst auf Weinblog.